Rotfärbung

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  • Dieses Jahr fällt mir besonders auf, das einige meiner Pflanzen rötliche Ränder, oder sogar rötliche Blätter bekommen, seitdem sie auf dem Balkon stehen!
    Ist das nun ein gutes oder eher ein schlechtes Zeichen? Beim C. ovata scheint es ein gutes Zeichen zu sein, endlich steht er wieder voll im Saft, ist wieder satt grün, nun eben mit roten Rändern.


    Die unbestimmte, evtl. Pachyphytum compactum ([Nicht näher bestimmt] Crassula oder Othonna?) und deren Ableger sind jetzt stellenweise zum Teil leuchtend rot geworden und eine Zwergform(!?) vom C. ovata hat sich nahezu komplett weinrot verfärbt.
    Soll das so? ?(

  • Naja, zum einen ist die Rotfärbung ein gutes Zeichen, welches signalisiert, dass die Pflanze genug Licht bekommt. Ist es aber ein "zuviel" an Rot, dann könnte es auch ein Hilferuf sein, dass doch ein bissl mehr Schatten der gnädigen Pflanze angenehm wäre. Oder du hast die Pflanzen zu plötzlich vom eher dunkleren Winterquartier in die volle Sonne verfrachtet. Hiergegen hilft eine Eingewöhnungsphase mit Schattieren. Auch noch so sonnenhungrige Pflanzen müssen erstmal wieder langsam an die Sonne gewöhnt werden - sonst kann es auch leicht zu Verbrennungen kommen.
    Letztendlich ist die Rotfärbung ein Schutzmechanismus der Pflanze gegen Verbrennungen.
    Lange Rede, kurzer Sinn: Ein gesundes Mittelmaß gilt es zu finden.


    Bei der Crassula ovata hast du übrigens vollkommen richtig interpretiert: Bei ihr sind rote Blattränder ein sehr gutes Zeichen.

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Letztendlich ist die Rotfärbung ein Schutzmechanismus der Pflanze gegen Verbrennungen.


    Eben, dies sind Pigmente innerhalb der Epidermis, die sich rot hervorheben, um vor zu viel Sonne zu schützen. Bei der Crassula ist der rote Blattrand arttypisch. Ich gehe weiterhin davon aus, dass Deine "unbekannte" Pflanze ein P.compactum ist.

    Sukkulentenfieber ist eine schwere Krankheit! Wer sich infiziert hat, ist nicht zu retten!
    We do not forgive!! We do not forget!!
    Tom

  • Hm, dann war der eine Mini C. ovata trotz Eingewöhnung mit der Sonne überfordert.. :huh:

    Ich gehe weiterhin davon aus, dass Deine "unbekannte" Pflanze ein P.compactum ist.

    Das was neu wächst sieht inzwischen auch sehr danach aus. Die Arme muss ja täglich gegossen worden sein um so auszusehen :S Da ist der Stiel sehr rosafarben geworden, genau wie die Blattspitzen. Arttypisch oder zu viel Sonne?

  • Zeig mal ein aktuelles Bild.

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    Tom

  • ... zum einen ist die Rotfärbung ein gutes Zeichen, welches signalisiert, dass die Pflanze genug Licht bekommt. Ist es aber ein "zuviel" an Rot, dann könnte es auch ein Hilferuf sein, dass doch ein bissl mehr Schatten der gnädigen Pflanze angenehm wäre.


    Letztendlich ist die Rotfärbung ein Schutzmechanismus der Pflanze gegen Verbrennungen.


    Nur der Vollständigkeit halber:


    Schutzmechanismus ja, aber nicht nur gegen ein zuviel an Sonne. Auch bei sehr kühlem Stand färben sich manche Pflanzen sehr intensiv.


    Hier mal ein paar Beispiele:



    Viele meiner Haworthien und Aloen, welche ganz unten am Boden standen, haben sich arg verfärbt. Die Sonne war es nicht, denn durch die Lupo-Folie standen die Pflanzen doch recht schattiert. Allerdings gingen die Temperaturen so manches mal gegen Null. Die grünen Spitzen sind nun schon der Neuaustrieb.
    Von der/dem Rhipsalis elliptica habe ich zwei Pflanzen. Eine (der rot gefärbte Trieb) hing recht tief (ca. 1 m über dem Boden) und auch an der GWH-Ausssenseite, die andere Pflanze mitten im GWH.


    LG
    Frauke

  • Ein interessanter Aspekt. Bei den Pigmenten gegen die hohe Sonnenintensität kann ich folgen, aber worauf könnte sie sich bei zu niedrigen Temperaturen beziehen. Chemische Abläufe welche zu farblichen Veränderungen führen?

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    Tom

  • Also zum Ausfärben ist nicht nur Sonne vonnöten. Im Carnivoren Forum haben viele experimentiert und die sagen dann, dass auch eine Nachtabsenkung sehr, sehr, positiv wirkt. Jedoch warum und wieso.. hmmm

  • Leicht Verfärbungen bei kühlem Winterstand konnte ich auch schon oft ausmachen - aber in diesem Ausmaß? Beeindruckend!
    Tja, das "Warum" wäre nun wirklich interessant. Bei Sonnenschutz klar: Das empfindlichere Chlorophyll, welches ja auch bekanntlich für das Grün verantwortlich ist, wird in tiefere Schichten verlagert und die "Sonnenschutzmechanismen" in die oberen Epidermisschichten. Aber warum bei Kälte?
    Winterharte Pflanzen reduzieren ja den Wassergehalt in den Zellen und dicken das verbliebene Wasser (als Frostschutz) mit Zucker ein. Bei den von Frauke gezeigten Pflanzen ist aber sicher von keiner Frostresistenz auszugehen. Also warum diese Verfärbung bei Kälte? Damit man im Frühjahr den Neutrieb besser erkennt? ;) Wer eine plausible Theorie hat: Immer her damit!

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  • Vielleicht ist es die Schamesröte, weil sie den ganzen Winter verschlafen haben und sie nun entdeckt wurden...........ähem.

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    Tom

  • Das empfindlichere Chlorophyll, welches ja auch bekanntlich für das Grün verantwortlich ist, wird in tiefere Schichten verlagert


    Dem stimme ich zu. Aber Chlorophyll wird nicht in tiefere Schichten gelagert, weil es empfindlich ist, sondern es wird abgebaut, da es zum Zeitpunkt nicht gebraucht wird. Photosynthese klappt nur bei funktionierendem Kreislauf. Bei andauernder Kälte ist diese gehemmt, bei unserern Zöglingen bereits bei + 10°C. Deshalb das Abbauen von Chlorophyll bis es wieder wärmer ist. Stehen die Pflanzen noch dazu kalt und dunkel, wird auch kein neues Chlorophyll gebildet, da nur genügend Licht diese Bildung anregt. Carotinoide in der Epidermis hingegen werden nicht eingelagert oder abgebaut und verleihen der Pflanze eine rote Färbung, ganz ähnlich unseren Laubbäume im Herbst.
    Und zu guter Letzt behaupte ich ganz frech, dass das Ganze nicht für unsere "CAM-Pflanzen" gilt, denn sonst wären alle unsere Kakteen über'n Winter knall-gelb oder krebs-rot. :D

    Gruß Stefan

  • Mensch, bin ich beseelt, dass wir hier solch tolle Fachberater haben. Danke für's weitergeben!

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    Tom

  • Danke Stefan für die wirklich plausible und nachvollziehbare Erklärung! Klar, das Chlorophyll wird nicht verlagert sondern reduziert. Hast ja recht.


    Aber dabei taucht eine neue Frage auf: Arbeiten nicht generell alle Kakteen mit der CAM-Photosynthese? Dann dürfte ja demnach die Rhipsalis von Frauke nicht so rot werden, wie sie geworden ist. Oder wurde die CAM-Photosynthese erst in einer späteren Kakteenentwicklungslinie "erfunden"? Glaube dazu auch mal was gelesen zu haben, aber habe es nicht mehr parat.
    Im übrigen nutzen aber auch Haworthien die CAM-Photosynthese (http://tech.groups.yahoo.com/group/Haworthia/message/1029 oder http://sentientmeat.net/tag/plants-from-africa/) und dürften demnach auch nicht rot anlaufen. Nun behaupte ich mal ganz frech, dass deine freche CAM-Aussage nicht in direktem Zusammenhang mit dem Färbungsverhalten steht. ;)

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  • Und zu guter Letzt behaupte ich ganz frech, dass das Ganze nicht für unsere "CAM-Pflanzen" gilt, denn sonst wären alle unsere Kakteen über'n Winter knall-gelb oder krebs-rot.


    Genau, sondern nur für dieses japanische Chamaecereus- und Gymnocalyciumversuchsprogramm!

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    Tom

  • Na, da hab ich ja was ins Rollen gebracht ;)


    In der Zwischenzeit habe ich mich auch noch mal versucht, etwas schlau zu machen. Am plausibelsten erscheint mir, was über diesen roten Farbstoff Anthocyane geschrieben wird (siehe: Aufgabe in Pflanzen). Demnach ist es schlichtweg Stress. Wie der dann ausgelebt wird, ist von Pflanze zu Pflanze verschieden.


    LG
    Frauke

  • Demnach ist es schlichtweg Stress.


    Ach Du lieber Gott! Pflanzen mit "Burnout".........................

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    Tom

  • Ist doch herrlich, wenn solche Sachen rollen!
    Schicken wir jetzt diese roten Pflanzen in Reha? Wer bietet sich hier eigentlich als Psychotherapeut an?


    Anthocyane also. Komisch nur, dass diese bei den Caryophyllales (Nelkenartigen) nicht vorkommen und somit auch nicht bei den Kakteen - deshalb gibt´s ja auch keine blauen Kakteenblüten. Gut, nun werden ja die gezeigten Pflanzen auch nicht blau sondern rot. Kann man also die Aufgabengebiete der Betalaine so einfach mit denen der Anthocyane vergleichen?

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