Euphorbia cremersii

Guten Tag Gast. Schön, dass Sie mal hereinschauen! Einen angenehmen Aufenthalt wünscht das "Sukkulentenforum"-Team.
  • Ich mag eine neue Diskussionsrunde zu einer Pflanze eröffnen, die extrem schwer zu pflegen ist. Äußerlich erinnert sie sehr an E. labatii. Die Zeichnung der Blätter unterscheidet sie. Im Laufe meiner Jahre hatte ich etliche Exemplare. Sie werden im Handel sehr selten angeboten. Fast jedes Jahr habe ich sie beim vorsichtigen Angießen/Sprühen im Frühjahr durch Fäulnis verloren. Oft habe ich gedacht, so, jetzt war das die letzte Pflanze. Doch ihre Schönheit verleitet mich immer wieder. :wacko:
    Labatii ist hingegen viel robuster...
    Ich möchte Euch fragen, was Ihr für Erfahrungen mit der cremersii habt und wie Ihr sie über den Winter bringt.
    Bei mir überwinterte sie wie alle anderen aus Madagaskar. Warm, aber im Gegensatz zu vielen anderen absolut trocken.
    Bin gespannt.
    Anbei derzeitiges Exemplar...
    Mal gucken, ob sie nächstes Jahr noch lebt ?(

  • Hallo emsebremse,


    Deine Pflanze gefällt mir sehr. :thumbup: Die Pflege dieser Pflanze ist in der Tat nicht einfach. :rolleyes:
    Ich bin mir fast sicher, dass ich neben Dir der einzige im Forum bin, der eine solche Pflanze pflegt. Die E. cremersii, welche ich im Fotothread zeigte, hat bei mir zwei Winter überstanden. Sie schiebt seit Anfang des Jahres eine Scheinblütenknospe nach der anderen; erst seit Mai werden aus den Knospen langlebige Scheinblüten. Sie beginnt gerade ihre ersten Blätter zu entwickeln. Wie ich die Pflanze pflege, möchte ich jetzt nicht auf die Schnelle beschreiben. Ich muss meine Antwort erst gut verpacken, und brauche dafür etwas Zeit, denn ich möchte keinen Mitleser dazu verleiten, meine Methode - von der ich selbst nicht völlig überzeugt bin - nachzuahmen. 8|

    Gruß,
    Norbert

  • Bin gespannt...
    Ich glaube die Art dürfte eine echte Rarität sein, so dass Deine Vermutung stimmen könnte.
    Vielleicht meldet sich ja noch jemand? :S

  • Meine E. cremersii hat nun endlich ein paar Blätter ausgebildet, nachdem sie knapp neun Wochen blühte. Die aktuelle Entwicklung habe ich auf ein paar Fotos festgehalten. Neben der Vorstellung dieser Fotos möchte ich kurz schildern, wie ich die Pflanze behandle. Meine Vorgehensweise ist eher das Ergebnis von Intuition als Erfahrungswissen. Ja, diese Pflanze hat es in sich.


    E. cremersii wurde zusammen mit zwei anderen madegassischen Euphorbien im Winter geliefert. Sie war die einzige der Lieferung, die überlebt hat, und dies nur knapp. Generell habe ich schlechte Erfahrungen gemacht mit winterlichen Lieferungen, insbesondere mit solchen, die länger als 2 Tage unterwegs sind. Deshalb muss ich nachdrücklich davon abraten. :!:

    Als die Pflanze
    in der Wachstumsphase weder Blätter noch Blüten schob, habe ich die verdickten Wurzeln inspiziert, und festgestellt, dass der ganz unten liegende Teil der Wurzeln, der den Boden des Pflanzgefäßes berührte, faulte. Ich schnitt sogleich die faule Stelle ab, und verschloss darauf die Wunde mit Lac Balsam. Glücklicherweise war der Rest der Wurzel noch intakt. (Übrigens konnte ich auch wie andere Sammler beobachten, dass besonders die Wurzeln der als schwierig geltenden Madegassen sehr empfindlich sind. Sie tolerieren scheinbar nur in einem geringen Maße erhöhten mechanischen Druck und Verletzungen. Kleinere Pflanzen scheinen sensibler zu reagieren.)
    Nach der Amputation habe ich E. cremersii in Aussaaterde von Haage (humose Anteile) gepflanzt, und halbschattig auf der Fensterbank postiert. Ab Mitte November bekam diese Pflanze von mir zusätzliches Licht, und einen der hellsten Plätze, die mir zur Verfügung stehen. Bis Ende Dezember goss ich die Pflanze in kleiner werdenden Mengen immer dann, wenn das Substrat trocken war, und solange bis die letzten Blätter fielen. Nach dem Blattfall topfte ich E. cremersii in rein mineralisches Substrat um. Dabei konnte ich feststellen, dass sie nur noch sehr wenige feine Wurzeln hatte, und ihre größere Wurzel sich schon wieder auf Kollisionskurs mit dem Topfboden befand. Ab Januar schob E. cremersii unentwegt Scheinblütenknospen. Ich gönnte ihr gelegentlich Wasser in sehr kleinen Mengen, und bedachte sie weiterhin mit Zusatzlicht bis Anfang März. Erst ab Mitte/Ende April wurden aus den Knospen Blüten.


    Mitte Juni pflanzte ich E. cremersii wieder in Aussaaterde von Haage, und stellte die Pflanze in einen halbschattigen Bereich des Fensterbretts. Kurz darauf, Ende Juni, produzierte die Pflanze die ersten Blätter.


    Neben dieser Pflanze hatte ich noch eine zweite E. cremersii, die ich völlig anders, entsprechend einschlägigen Kulturhinweisen pflegte. Die andere Pflanze hat den Winter jedoch nicht überlebt. Ich habe daraus meine eigenen Schlüsse gezogen.
    Dennoch möchte ich davon abraten, meine Vorgehensweise zu kopieren. Möglicherweise hatte ich großes Glück oder vielleicht ist diese, eine (!) Pflanze besonders hart im Nehmen. 8|


    Gruß,
    Norbert

  • Für meiner Einen sieht es so aus, als wenn Du das schon richtig machst! Sehr gelungen! :thumbup:

    Sukkulentenfieber ist eine schwere Krankheit! Wer sich infiziert hat, ist nicht zu retten!
    We do not forgive!! We do not forget!!
    Tom

  • Vielen Dank Norbert, dass Du dir so viel Zeit genommen hast, deine Erfahrungen mit E. cremersii ausführlich darzustellen. :thumbup:
    Den von dir erwähnten Verkäufer aus einem Nachbarland kenne ich auch. Alle meine bisherigen E. cremersii stammten ebenfalls von ihm und sind bis auf das aktuelle Exemplar über den Jordan gegangen. Von Winterkäufen, so verlockend sie auch sein mögen, kann ich ebenfalls nur dringend abraten. Die Temperaturwechsel beim Transport sind fatal für die an Wärme gewöhnten Madagassen. Bei südafrikanischen Euphorbien mag das weniger problematisch sein. Mit Umtopfaktionen in der Winterzeit habe ich persönlich eher schlechte Erfahrungen gemacht. Unsere Exemplare unterscheiden sich wahrscheinlich aufgrund unterschiedlicher Wassergaben.Seit Juni habe ich die Gießmenge erhöht. Die Blätter meiner Pflanze sind wesentlich früher und zahlreicher erschienen, dafür blüht deine wunderbar. Mein Exemplar macht dazu überhaupt keine Anstalten. Möglicherweise liegt es auch an der Helligkeit des Standorts. Ich werde da noch etwas experimentieren. Ich habe zwischenzeitlich eine weitere E. cremersii von einem anderen Verkäufer erwerben können, dem ich wesentlich mehr vertraue. So kann ich mit zwei Exemplaren dem Winter gegenüber gelassen entgegen sehen.
    Eine Präsentation folgt in Kürze ;)

  • Ein Außenstehender sagt: Präsentationen sind immer gut! Her damit! :D

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Ich hoffe, sie bleibt noch eine Zeitlang bei mir wohnen...

    Das wünsche ich dir auch!
    Das dritte Foto ist übrigens extrem gelungen. :thumbup: Diese Blattzeichnung ist vom Feinsten.

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  • Mit viel Fantasie hat sie etwas Libellen-haftes! Klasse!! :thumbup:

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    Tom

  • Bissl viele Flügel für eine Libelle... Aber dafür sehr schöne.

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  • Dein zweites Exemplar gefällt mir sehr, emsebremse. :thumbup: Ich freue mich auf weitere Berichte.


    Mit Umtopfaktionen in der Winterzeit habe ich persönlich eher schlechte Erfahrungen gemacht.


    Das kann ich bestätigen. Und muss jedem vom Umtopfen solch sensibler Pflanzen im Hochwinter abraten.


    Unsere Exemplare unterscheiden sich wahrscheinlich aufgrund unterschiedlicher Wassergaben.


    Möglicherweise auch durch den Stand. Meine E. cremersii hatte bis Ende Juni einen sehr sonnigen Platz, direkt hinter der Fensterscheibe. Erst als ich sie in den Halbschatten, und in die zweite Reihe auf dem Fensterbrett stellte, begann sie mit der Ausbildung der ersten Blätter, die nun immer zahlreicher werden. In der Natur gedeiht diese Pflanze scheinbar auch im Halbschatten. Unsere Pflanzen unterscheiden sich noch in einem anderen Punkt. Mein Exemplar hat im Gegensatz zu Deinen beiden Pflanzen eine prominente, weiße Mittelvene. Damit will ich nicht sagen, dass unsere Pflanzen verschiedenen Subspezies angehören. Das Erscheinungsbild von E. cremersii ist wohl recht vielgestaltig. In der Euphorbia World vom Dezember 2015 werden Exemplare von E. cremersii im Habitat gezeigt, die sich von unseren beiden bezüglich Blattform und Blattzeichnung stark unterscheiden.


    Gruß,
    Norbert

  • Schöne Pflanze in besonderem Licht, klasse dargestellt!! :thumbup:

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    Tom

  • Madame Euphorbia cremersii probt die Scheinblütenproduktion. In den nächsten zwei Tagen soll in Berlin die Sonne scheinen. Ich gehe jedoch davon aus, dass die Anthese ausbleibt. :rolleyes: Das erste Foto ist von heute. Fotos Nummer zwei und drei zeigen ausgebildete Scheinblüten in der Wachstumsphase. Sie entstanden im vergangenen Jahr.

  • ich vertraue mal ganz der Madame!

    Madame hat auf Dich und Babs gehört. Immerhin hat sich eine Knospe geöffnet. Die andere ist vertrocknet und abgefallen.


    Gegenwärtig ist meine E. cremersii kein Werbemotiv für die Schönheit von Euphorbien, und manch einer wird sich wahrscheinlich fragen, warum ein unscheinbares Stämmchen mit Minilampion sammelwürdig sein soll.
    Ja, die Pflanze sieht in der Wachstumszeit viel schöner aus. Doch als Euphorbiafreak freue ich mich ganz besonders, dass bei mir auf dem Fensterbrett in der sonnenarmen Jahreszeit diese schwer zu pflegende Pflanze blüht. :) Und dass sie neue Knospen nachschiebt, gibt mir einen weiteren Grund zur Freude. :)


    Gruß,
    Norbert

  • Also ich finde sie auch in der blühenden Ruhephase durchaus attraktiv und übermittle somit ruhigen Gewissens meine Glückwünsche.

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