Über Sedum (Meine Pflanzen & Wissenswertes über die Gattung)

Guten Abend Gast. Schön, dass Sie mal hereinschauen! Einen angenehmen Aufenthalt wünscht das "Sukkulentenforum"-Team.
  • Hallo Freunde!


    Zu meinen Lieblingspflanzen gehören winterharte Sukkulenten, und hier wiederum neben Kakteen der Gattung Opuntia ("Ohrwaschelkaktus"; ich zeige sie Euch ein anderes Mal) und winterharten Palmen die Gattung Sedum, deren Arten herkömmlicherweise als "Mauerpfeffer" oder "Fettblatt" oder auch "Fetthenne" bezeichnet werden und gerne zur Begrünung von Gräbern, Steingärten und Gartenmauern verwendet werden. In Gärtnereien findet man sie im Frühjahr und Sommer. Jedoch werden hier vor allem Hybriden und Zuchtformen angeboten. Zu den seltenen Wildformen kommt man schwierig - um so reizvoller ist es, sich auf die Suche nach ihnen zu begeben, Züchter zu kontaktieren, in botanischen Gärten ein sehr aufmerksames Auge zu haben und in Gärtnereien nach vereinzelten Exemplaren Ausschau zu halten. Im Folgenden möchte ich Euch ein paar meiner Exemplare vorstellen, wobei ich Züchtungen und Hybriden in keiner Weise ablehne und auch einige davon pflege, denn auch dabei gibt es immer wieder Interessantes zu beobachten und lernen und vor allem auch zu dokumentieren.



    Sedum hispanicum var. minus, eine sehr kleinwüchsige, im Mittelmeergebiet vorkommende Art, die leider nur zweijährig wächst, weshalb man darauf achten muss, rechtzeitig Stecklinge abzutrennen und anzusetzen.



    Sedum hispanicum var. minus steht jetzt (Juni) gerade in Blüte. Wenn man sich vor Augen hält, dass die Blüten einen Durchmesser von lediglich 3 bis 4 mm haben, kann man sich vorstellen, wie klein dieses Fettblatt ist.



    Sedum album
    . Hier ein prachtvoller Bestand einer in Österreich gesammelten Wildform am Dach meines Gartenhäuschens.



    Sedum album "Coral Carpet" ist eine reizvolle und sehr häufig angebotene Zuchtform. Die Rotfärbung der Blätter ist um so intensiver, je stärker die Besonnung und je karger der Bodengrund ist. Es ist jedoch ein interessantes Phänomen, dass die Blühwilligkeit von der Beschaffung des Bodens abhängt: In zu nährstoffarmer Erde blüht die Pflanze nicht oder kaum.



    Sedum kamtschaticum variegatum, eine beliebte Farbspielart der ursprünglichen, rein grünblättrigen Ursprungsart.

  • Die Gattung Sedum stellt mit etwa 420 (manche sprechen gar von an die 500) Arten die umfangreichste Gattung innerhalb der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae) dar. Die Gattung Sedum ist überwiegend in den subtropischen und gemäßigten Zonen der nördlichen Erdhalbkugel verbreitet. Einige Arten sind jedoch in Zentral- und Ostafrika sowie in Südamerika heimisch. Die größte Artenvielfalt findet man in Nordamerika (etwa 170 Arten), gefolgt von Asien (etwa 130 bis 140 Arten). Die restlichen etwa einhundert Arten verteilen sich auf Europa, den Nahen Osten, Afrika und die atlantischen Inseln. Die Erstbeschreibung erfolgte 1753 durch Carl von LINNE in "Species Plantarum". Nach Henk 'T HART (1944–2000) und Bert BLEIJ wird die Gattung Sedum in zwei Untergattungen, nämlich Sedum und Gormania untergliedert. Prinzipiell gibt es aber unter den sich damit befassenden Wissenschaftlern viel Uneinigkeit bezüglich der Artenbestimmung, sodass sicherlich in Zukunft noch mit einigen Änderungen bzw. Revisionen zu rechnen ist.



    Sedum cauticolum, ein in Japan an sehr felsigen Standorten wachsender Mauerpfeffer, von dem inzwischen auch schon viele Farbspielarten für den Garten gezüchtet wurden.



    Sedum cf. sieboldi "dunkelrot". Ich bin mir, was die Artzugehörigkeit dieser Pflanze angeht, nicht sicher. Deshalb stellte ich zwischen Gattungs- und Artnamen das Kürzel "cf.", das lateinisch so viel wie "confer" = "vergleiche" bedeutet, da mich die Wuchsform doch sehr an das ebenfalls aus Japan stammende S. sieboldi erinnert. Möglicherweise (bzw. hoffentlich) wird die Blüte Aufschluss bringen.
    Interessant an dieser Pflanze ist, dass frische Triebe (die alten sterben im Winter ab) zunächst graugrün sind und erst im Laufe der Zeit ihre tiefrote Farbe annehmen. Das Foto wurde im Mai gemacht - hier befindet sich die Pflanze gerade in Umfärbung. Die volle, endgültige Farbe wird sie erst im September erreicht haben.



    Um sehr wenig Geld erstand ich dieses Sedum macinoi in einem Gartenmarkt, wo es als "Minipflanze" auf potentielle Käufer wartete. Man kommt für gewöhnlich an diese, auch wieder aus Japan stammende Pflanze nur sehr selten. Entsprechend groß war meine Freude, derart unvermutet darauf zu stoßen.



    Aus Algerien (und daher in unseren Breiten nicht winterhart) ist das allerliebste Sedum multiceps, das auch demnächst zu blühen beginnen wird (wovon ich dann hier natürlich ein Bild einstellen werde).



    Sedum sempervivoides hat seinen Namen von der an Sempervivum erinnernden Wuchsform und stammt aus Westasien und dem Kaukasus. Sie blüht im zweiten Lebensjahr und stirbt danach ab. Eventuell gebildete Ableger muss man vorher abtrennen.

  • Sedum spp. sind sogenannte CAM - Pflanzen. Dies bedeutet folgendes:


    Der Crassulaceen-Säurestoffwechsel (kurz CAM von Crassulacean Acid Metabolism) ist ein besonderer Stoffwechsel verschiedener Pflanzen. Während die meisten Pflanzen die Aufnahme und die Fixierung von Kohlenstoffdioxid am Tag durchführen, sind diese Vorgänge in Pflanzen mit CAM zeitlich voneinander getrennt. Das für die Photosynthese benötigte Kohlenstoffdioxid wird hierbei in der Nacht aufgenommen und chemisch in Form von Äpfelsäure in den Vakuolen der Zelle gespeichert. Am darauf folgenden Tag wird das Kohlenstoffdioxid aus der Äpfelsäure wieder freigesetzt und dem Aufbau von Kohlenhydraten im Calvin-Zyklus zugeführt. Wegen des täglichen Auf- und Abbaus dieser Dicarbonsäure und der damit verbundenen Protonenmenge im Wechsel von Tag und Nacht wird dieser Stoffwechsel auch als diurnaler Säurerhythmus bezeichnet (lateinisch diurnus = „täglich“).


    Der Vorteil des CAM-Mechanismus ist, dass die Pflanze während der (heißen) Tagesstunden ihre Spaltöffnungen geschlossen lassen kann, wodurch sie bedeutend weniger Wasser durch Transpiration verliert und trotzdem Kohlenstoffdioxid immer in ausreichender Menge im Calvin-Zyklus zur Verfügung hat. Darüber hinaus ist CAM eine vorteilhafte Antwort auf niedrige Kohlenstoffdioxidkonzentrationen, da er beispielsweise auch bei getauchten Süßwasserpflanzen zu beobachten ist. Dieser Stoffwechseltyp wurde bisher nur in chlorophyllhaltigem Gewebe nachgewiesen.



    Sedum pilosum stammt aus dem Kaukasus und ist ebenfalls nur zweijährig wachsend.



    Sedum pilosum blühend. Danach stirbt die Pflanze ab.



    Sedum oregonense kommt im westlichen Nordamerika vor.



    Ebenfalls aus Nordamerika stammt das der vorigen Art zum Verwechseln ähnliche Sedum obtusatum. Erst genetische Untersuchungen erbrachten den Nachweis über die Gültigkeit des Artstatus beider Pflanzen.



    Sedum sichotense. Da diese Art sehr selten ist, findet man auch entsprechend wenig Information sowohl in Literatur als auch im Internet. Jeder Trieb trägt bei mir maximal zwei Blüten, was für Sedum eher untypisch ist. Ob dieser Umstand für diese Art typisch ist, weiß ich nicht, und werden erst die Beobachtungen inn den nächsten Jahren zeigen. Möglichweise macht es ja auch einen Unterschied, ob die Pflanze in kargem oder nährstoffhaltigem Boden wächst. Vergleiche werden Aufschluss bringen.

  • Wirklich aufschlußreiche Beiträge! Ich freue mich schon jedesmal auf die nächste Runde...! Die CAM-Photosynthese kennt man ja als Kakteenliebhaber aber du hast es schön und einfach verständlich formuliert.
    Das es allerdings auch ein Sedum gibt, welches nach der Blüte abstirbt ist mir absolut neu. Kennt man ja von einigen anderen Gattungen aber nicht von Sedum.


    Danke und gerne noch mehr!

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Hallo!


    Keineswegs wollte ich hier oberlehrerhaft erscheinen, als ich über das CAM-Phänomen schrieb. Es erschien mir in Zusammenhang mit Sedum lediglich interessant zu erwähnen, zumal ich den (zweifelsohne hohen) Wissenshorizont hier noch nicht einschätzen kann. Dazu möchte ich auch sagen, dass ich mich als dauernd Lernenden sehe - gerade auch, was Sukkulenten betrifft. Zwar beschäftige ich mich mit der Gattung Sedum gerade recht eingehend, weiß jedoch über Sukkulenten und im Speziellen Kakteen recht wenig, da meine (biologischen) Schwerpunkte ja bei Limnologie und Meeresfauna und -flora liegen. Umso froher bin ich, hier zu sein, denn da kann ich wieder viel dazulernen und meinen (biologischen) Horizont erweitern.


    Nun aber wieder zur titelgebenden Gattung:


    Sedum rupestre (Felsen-Fetthenne, Nickender Mauerpfeffer), syn. S. reflexum, ist in Europa und so auch in Österreich und Deutschland heimisch. Es ist in unseren Gärten allgegenwärtig und wird in unterschiedlichen Variationen und Zuchtformen im Handel angeboten. Nach Heinz ELLENBERGER (1996; Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart) ist es eine Halblichtpflanze, ein Mäßigwärmezeiger, mit subozeanischem Verbreitungsgebiet, ein Mäßigsäurezeiger, stickstoffärmste Standorte anzeigend und eine Ordnungscharakterart wärmeliebender Sandrasen. Ich selbst pflege neben der Wildform (von der aber leider noch kein Foto existiert, jedoch demnächst nachfolgen wird) einige hübsche Zuchtformen:



    Sedum rupestre "Blue Cushion"



    Sedum rupestre var. Cristata



    Sedum rupestre "Angelina"

  • Keineswegs wollte ich hier oberlehrerhaft erscheinen, als ich über das CAM-Phänomen schrieb.

    Du bist hier ganz sicher nicht oberlehrerhaft erschienen. Absolut nicht! Keine Sorge.


    Bedenke ganz einfach, dass wir hier ein sehr gemischtes Publikum haben (was auch wirklich gut so ist!). Klar gibt es "Profis", die aus dem Stegreif einen ausführlichen Vortrag über die CAM-Photosynthese halten können aber es gibt auch sicher genügend "Anfänger", die sich damit noch nie weiter befasst haben.
    Bei der Gelegenheit: Ich finde diesen Crassulaceen-Säurestoffwechsel schon allein deshalb faszinierend und einer näheren Befassung damit würdig, da dieser von etlichen Pflanzengattungen unabhängig von einander und auf verschiedenen Kontinenten "erfunden" wurde. Manchmal kann also die Evolution auch ganz schön zielstrebig arbeiten... Im Bedarfsfall ist diese Art der Photosynthese also so effektiv und sinnvoll um Wasser zu sparen, dass sie sich sofort überall etabliert hat, wo Wasser knapp ist.


    So, jetzt aber flott zurück zu Sedum... ;)

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Ein bisschen Historisches über die Gattung:


    Hippokrates (ca. 460 v. Chr.) empfahl Sedum als Mittel gegen Schwellungen und Entzündungen und zur Einleitung der Menstruation.


    Bei Plinius (ca. 23 - 79 n. Chr.) erscheint an einigen Stellen Sedum, mit denen in erster Linie Sempervivum-Arten gemeint sind.


    Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) beschreibt drei sukkulente Aeizoon-Arten. Mit den ersten beiden sind evtl. Hauswurze gemeint, die letzte stellt vermutlich Sedum stellatum dar. Er habe raue, dem Portulak ähnliche Blätter und wachse an Felsen.


    Leonhart Fuchs (1501 - 1566) unterscheidet Männchen und Weibchen der „Klein Haußwurtz" (Sedum rupestre und Sedum album) und trennt sie von der „Groß Haußwurtz" (Sempervivum tectorum) ab. Ein drittes Geschlecht bilde das „Katzentreüblin oder Maurpfeffer" (Sedum acre), von vielen Vermicularem minore (kleines Würmchen) genannt, weil seine Blättchen einem kleinen runden kugeligen Würmchen ähnlich seien. Den „groß und klein Haußwurtzen" schreibt Fuchs medizinische Wirkungen zu. Sie würden stark kühlen und zusammenziehen und empfiehlt sie bei Rotlauf, Entzündungen der Augen, Gicht und Geschwüren. Mit Wein eingenommen vertreibe er die „runden langen Würm" und stille den Frauen ihre Krankheit „an den heymlichen Orten zusich genomen". Der Mauerpfeffer wärme und zerfresse die Haut. Fuchs schreibt, es wundere ihn sehr, dass die gewöhnlichen Kräuterkundigen und auch viele gelehrte Ärzte ihm die gleiche Wirkung wie den anderen Hauswurzen zuschreibe, obwohl es doch brennend und scharf auf der Zunge sei und deshalb ihre Kraft und Wirkung zu kühlen nicht besitzen könne.


    Doch nach diesem kurzen Exkurs wieder zu einigen meiner Pflanzen:


    Sedum middendorffianum stammt aus Ostasien.



    In Nordamerika (Oregon, Washington, Nord-Kalifornien) lebt Sedum oreganum.



    Sedum sieboldi aus Japan bevorzugt etwas nährstoffreichere Böden, zieht im Spätherbst seine Triebe ein und schafft bei besonders strengen und langen Frostperioden die Überwinterung im Freien nicht immer.



    Sedum spathulifolium ist ein ebenfalls aus Nordamerika stammendes Fettblatt.



    Noch ein schönes Foto des blühenden Sedum pilosum

  • Nun, auf überbordendes Interesse stößt mein Thread über die Gattung Sedum ja nicht gerade. Vielleicht ist diese Pflanzengruppe zu unspektakulär und damit zu wenig reizvoll, sich damit zu befassen. Auch dafür sollen meine Beiträge aber gut sein: Zu zeigen, wie viele Unklarheiten und wie viel Interessantes es in dieser Gattung gibt. Und vielleicht findet sich im Laufe der Zeit ja doch jemand, den diese Pflanzen auch interessieren, wodurch sich dann ein Erfahrungs- oder auch Pflanzentausch ergibt. Jetzt aber genug des Lamentierens - im Folgenden wieder einige meiner Pfleglinge:



    Zunächst das versprochene Foto des blühenden, in den algerischen Bergen endemisch vorkommenden Sedum multiceps .



    Sedum album forma chloroticum



    Sedum album "laconicum"



    Sedum album "laconicum" in voller Blüte



    Hylotelephium anacampseros aus Europa (Spanien, Frankreich, Schweiz, Italien)


    Zur Gattung Hylotelephium:
    1977 wurden einige bis dato zur Gattung Sedum gezählten Pflanzen von H. OHBA (Tokyo) in die neue Gattung Hylotelephium gestellt. Das war nicht unumstritten und viele Autoren behielten die Ausschließlichkeit der Gattung Sedum bei. Henk van 't HART jedoch schloss sich im Zuge seiner Revision der Gattung 1999 OHBAs Meinung an. Dies manifestierte Urs EGLI im 4. Band des von ihm herausgegebenen "Sukkulentenlexikons" (2003 im Eugen Ulmer Verlag). van 't HART war zu diesem Zeitpunkt schon verstorben. Ich schließe mich van 't HARTs und EGLIs Nomenklatur an.
    Somit ergibt sich für diesen Thread folgende Berichtigung:
    Sedum cauticolum und S. cf. sieboldi (Beitrag 1) sowie S. sieboldi (Beitrag 7) zählen zur Gattung Hylotelephium. Leider kann ich die entsprechenden Beiträge nicht mehr dahingehend editieren.

  • überbordendes Interesse

    Moooment! Ich habe in meiner Begrüßung ausdrücklich auf etwas hingewiesen, was aber überhaupt nicht bedeutet, daß ich bei deinen Vorstellungen nicht äußerst interessiert mitlese. Vorzügliche Beiträge sind das! Bitte weiter so! Und wenn man nix zu sagen hat, schweigt man halt besser... ;)

    Gruß Stefan

  • Hallo Harold,
    ich hatte in deinem ersten Thread versucht mich zu beteiligen, kurz darauf hast du ihn wegen der Bilderhochladedebatte geschlossen. Mir schien es so, als wolltest du deine Pflanzen exclusiv und kompakt vorstellen. Auch ich lese fast alle Beiträge, ständig "Hurra!" zu rufen bringt aber nichts.
    Es grüßt Josef

  • Hallo!


    Ihr habt ja Recht! Danke für Euer Feedback! Und, Josef, so war es mit dem Verschieben des Beitrags nicht gemeint :) . Er war durch meine Bilderhochladenunkentnis nur schon derart "verwaschen" und damit abseits des Themas, dass ich bat, ihn zu verschieben.


    Liebe Grüße


    Harold

  • Genau! Stilles Genießen ist doch bestes Genießen!
    Wenn uns etwas mißfällt, merkst Du das sehr schnell............................ :whistling:

    Sukkulentenfieber ist eine schwere Krankheit! Wer sich infiziert hat, ist nicht zu retten!
    We do not forgive!! We do not forget!!
    Tom

  • Danke für die aufmunternden Worte!


    Also gehe ich gleich weiter zu einer "neuen" Gattung des Sedum-Komplexes, nämlich Phedimus. Das erste Mal aufgestellt wurde diese Gattung 1817 von RAFINESQUE, jedoch schon bald darauf in die Gattung Sedum überführt. H. 't HART setzte Phedimus 1995 als gültig Gattung für einige bisher als Sedum geführte Pflanzen ein, was 2000 von OHBA et al. bestätigt wurde (siehe Urs EGLI, 2003 im "Sukkulentenlexikon" Band 4). Somit muss die bisher allseits bekannte und als dankbarer Begrüner in Gärten und auf Gräbern eingesetzte, als Sedum spurium benannte (und unter diesem Namen nach wie vor gehandelte) Pflanze nun richtig als Phedium spurius tituliert werden.



    Phedimus spurius. Ein wunderschöner, gerade blühender Bestand dieses in Georgien, Nord-Iran und der Türkei heimischen Fettblattes, das mittlerweile jedoch in nahezu ganz Europa verwildert ist.



    Natürlich gibt es von dieser Art jede Menge Zuchtformen, so zum Beispiel den hübschen Phedius spurius "Feuerglut".



    Eine weitere, sehr verbreitete Zuchtform ist diese rot-grüne Spielart, die ich hier auf dem Grab meiner Eltern angepflanzt habe.


    Aber weiter mit der eigentlichen Gattung Sedum. In Beitrag 2 stellte ich Sedum sempervivoides vor. Nun hat es bei mir geblüht, und ich will Euch diesen farblich einzigartigen Trauerflor (da die Pflanze schon währende der Blüte stirbt) nicht vorenthalten. Das kräftige Rot der Blüten verbunden mit den strahlend gelben Staubgefäßen ist eine optische Offenbarung!



    Sedum sempervivoides , Blüte

  • Phedimus spurius. Ein wunderschöner, gerade blühender Bestand dieses in Georgien, Nord-Iran und der Türkei heimischen Fettblattes, das mittlerweile jedoch in nahezu ganz Europa verwildert ist.

    Da wüsste ich einen Wuchsort gerade mal 10 Minuten von mir entfernt. Siehste, war mir bis eben nicht bewusst, dass es sich hierbei um einen Neophyten handelt und dass dieser offiziell nicht mal als Sedum tituliert wird. Es wird also durchaus aufmerksam mitgelesen wenn auch nicht immer reagiert. :thumbup:


    Und besten Dank für´s Blütenfoto-Nachreichen! In der Tat ein sehr beeindruckender Blütenstand. Da deine Pflanze ja nur aus einer Rosette bestand, war´s das dann jetzt wohl mit Sedum sempervivoides... Der Name kommt wohl nicht nur von der optischen Ähnlichkeit mit einem Sempervivum.

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Hallo Matthias!


    Ja, leider ist das so. S. sempervivoides und auch S. pilosum (siehe Beitrag 3) habe ich verloren. Bei beiden war es nicht möglich, vorher blütenlose Triebe zu separieren. Es wäre interessant, ob man der Natur ein Schnippchen schlagen kann, indem man einigen Trieben die Blütenansätze möglichst vorzeitig abschneidet. Ich werde das bei neuen Pflanzen auf jeden Fall probieren.


    Lieben Gruß


    Harold

  • Hallo Harold,


    warum Trieben die Blütenansätze abschnippeln? Bei Sempervivum beispielsweise lassen sich einzelne Blätter ganz einfach bewurzeln und weiterkultivieren. Hast du so eine "Blattstecklingsbewurzelung" schonmal bei Sempervivum versucht?
    Wenn du erst bei einem Blütenansatz versuchst deine Pflanze zu klonen, kann es vielleicht zu spät sein. Wichtig wäre da zu wissen, was das Absterben bei oder nach der Blüte verursacht. Häufig ist es der Hormonhaushalt - und der ist schon auf Blüte umprogrammiert, wenn diese noch munter am entstehen ist.


    So oder so sehe ich gute Chancen sich rechtzeitig ein Backup der entsprechenden Pflanzen zuzulegen.


    Viel Erfolg dabei,


    Matthias

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Hallo Matthias!


    Du hast mit Deinen Bedenken sicherlich Recht. Blattstecklinge habe ich noch nicht probiert. Es war heuer das erste Jahr, dass ich diese Pflanze pflegte. Ich hoffe, im kommenden Frühjagr wieder an S. sempervivoides zu kommen. Dann werde ich das auf jeden Fall probieren!


    Lieben Gruß


    Harold

  • Hallo Harold,


    rein theoretisch empfiehlt es sich jetzt schon einen Test mit irgendeiner Art zu machen. Einfach nur um zu wissen, ob es eventuell möglich wäre solche Sedumarten über Blattstecklinge vor dem "postfloralen Ableben" zu bewahren. Zudem wäre dann meine Neugier befriedigt, ob so eine Blattstecklingsbewurzelung bei Sedum genauso unkompliziert funktioniert wie bei Sempervivum. ;)


    Viele Grüße,


    Matthias

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969