da ich mich vor Jahren mit diesem Thema ausführlich beschäftigte,
hier für die Interessierten der damalige Bericht in einer Gymnozeitschrift
Gymnocalycien aus Nordargentinien - winterhart ?
Wenn in den letzten Jahren und Jahrzehnten Artikel zum Thema „ Winterharte Kakteen“ erschienen,, so bezogen sich diese nahezu ausschließlich auf die Gattungen Opuntia, Maihuenia, tw. auch auf Echinocereus, Austrocactus und einige Arten von Agaven.Die meisten dieser Arten stammen aus den südlichsten und nördlichsten Verbreitungsgebieten der Kakteenin Nord- bzw. Südamerika, wobei auch die Höhenlage dieser Arten ( bis über 4000 m ü. M.) noch als weiteres Indiz für ihre „ Wintertauglichkeit „hinzukommt.
Speziell bei Kakteenarten, deren Heimathabitate in der Nähe des 50 ° nördlicher oder südlicher Breite liegen, zusätzlich bei entsprechender Höhenlage, ist eine Voraussetzung gegeben, die diese Pflanzen auch in unseren Breiten als winterhart erscheinen lassen.
Obwohl diese Kakteen an ihren Heimatstandorten durchaus tiefe Wintertemperaturen zu ertragen in der Lage sind, ist speziell der Winter auf dem südamerikanischen Kontinent nicht mit unserem Winter zu vergleichen. Diese Pflanzen aus Gebieten mit strengen Wintern haben sich den dortigen klimatischen Bedingungen hervorragend angepaßt und ertragen recht niedrige Temperaturen, da sie rechtzeitig die Aufnahme von Feuchtigkeit einstellen, tw. durch fehlende Niederschläge im Anschluß an die Vegetationszeit und in ihrer Körperfülle deutlich einschrumpfen und sich so oft sehr weit in den Boden zurückziehen. So überstehen sie an ihren Standorten Fröste auch ohne schützendes Schneekleid, da meist nach der Blütezeit keine oder zumindest keine nennenswerten Niederschläge auftreten und so die Pflanzen völlig trocken in den folgenden kalten Winter gelangen.
In diesem Zusammenhang sind aus der Gattung Gymnocalycien eigentlich nur Arten aus dem südlichsten Verbreitungsgebiet Argentiniens genannt worden, also die Arten G. gibbosum, G. chubutense und G. brachypetalum, die durch ihre Herkunft aus der Provinz Chubut durchaus trockene Winter mit Minustemperaturen überstehen.
Klimaangaben von verschiedenen Auswertungsstationen der Provinz Chubut belegen regelmäßig durchschnittliche Julitemperaturen von unter0° C, wobei hierzu auch längerdauernde Frostperioden bei trockenem Wind ihren Anteil dazu beitragen. Wenn man dann noch beachtet, daß ja am Tage auch im Juli die Temperaturen deutlich über den Gefrierpunkt steigen, sind nachts erhebliche Frostgrade notwendig, um die Durchschnittstemperatur für den Juli unter den Gefrierpunkt zudrücken.
Für Gymnocalycienarten aus der Provinz Cordoba, also im erheblich wärmeren Nordwesten Argentiniens, gibt es vereinzelte Literaturhinweise auf die Verträglichkeit tiefer Temperaturen speziell bei G. bruchii und G. andreae.
In der Literatur konnte ich folgende Artikel zu Temperaturangaben an Standorten von G. bruchii finden:
Hosseus berichtet in einem Artikel( Frailea bruchii betreffend ):“Gymnocalycium bruchii ist im allgemeinen die Art, welche als erste Kaktee im Frühjahr Knospen treibt und Blüten bekommt. In diesem Winter hatten wir mit Ausnahme weniger Tage, in denen als absolutes Minimum 10 ° C unter Null erreicht wurde, sonniges, warmes Wetter bei anhaltender Trockenheit ( absolutes Maximum 30 ° C ), infolgedessen fand ich am 9. August dieses Jahres bereits einige Anzahl im Aufgehen begriffene Blüten in der Sierra Chica de Cordoba in ca. 1500 m ü.M. In anderen Jahren beginnt die Blütezeit erst im September.“
An einer weiteren Textstelle erwähnt er noch:“ Die durchschnittliche Temperatur in Cordoba ( gemeint ist hier die Provinzhauptstadtin knapp 400 m ü.M. erg. durch den Autor) beträgt17,3° C( bei einem absoluten Maximum von 45,6 ° C und einem absoluten Minimum von minus 10,3 ° C) In den Höhenzonen ist das Maximum und das Minimum entsprechend tiefer, ohne daß die Schwankungen beträchtlich sind und auf die Lebensbedingungen unserer Pflanzen einschneidend wirken.. ..... Der Jahresdurchschnitt des Niederschlages für Cordoba beträgt ungefähr 700 mm ....... hiervon entfallen auf den Winter ( Juni - August ) 2,7 %.“
Dies entspricht einer Niederschlagsmenge von knapp 19 mm für die gesamten drei Wintermonate. Für Capilla del Monte in knapp 1000 m Höhe wird im gleichen Artikelals absolutes Temperaturminimum ebenfalls minus 10 ° C angegeben.
G. Bickerich bezieht sich 1932 auf Pflanzen, die von Hosseus nach Deutschland kamen , und schreibt:“ Aus den weiteren Angaben über die Blütezeit ist insbesondere interessant, daß bei einigen im Botanischen Gartenin Bonn im Freien kultivierten Pflanzen bereits Ende Mai 1928 fünf Blüten erschienen trotz ungewöhnlich kalten Frühlingswetters. Die Pflanzen haben sich also offenbar an den umgekehrten Jahreszeitrhythmus gewöhnt. Bis zu 16 ° C unter Null hat die Pflanze in Bonn ausgehalten und in Wien sogar den strengen Winter 1928/29 überstanden, während G. multiflorum (heute richtiger G. monvillei) einging.“
C. Osten schreibt zum gleichen Thema über den Kakteenstandort La Falda:“ Das Klima bietet als mittlere Temperatur etwas mehr als 17 ° C, mit Minimum von 4 ° C bis zum Maximum von 40,2 ° C.“
Eine weitere Angabe zu diesem Thema macht Krainz bezüglich der Kultur von G. bruchii: „.. unempfindliche Kulturpflanze, hält auf trockenem Substrat im Winter Fröste ohne weiteres aus. „
Bei der Suche nach Textstellen für G. andreaezu diesem Thema war es nicht im gleichen Umfang möglich, belegbare Zitate für die Winterverträglichkeit von G. andreae zu finden.
Hosseus schreibt nur über die Fundorte: „........ Sa. Grande mas o menos a 2200 m „( in der Sierra Grande in mehr oder weniger 2200 m Höhe ) , wobei man durch diese Höhenangabe sich die dortigen genaueren Temperaturangaben aus den Klimadaten holen kann.
B. Schütz erwähnt bei G. andreae nur ..... „Im Winter verträgt sie niedrige Temperaturen gut“ und auch bei Krainz wird lapidar vermerkt: „ im Winter trocken bei 6 - 10 ° C.“
Bei der Neubeschreibung von G. andreae subsp. carolinense durch G. Neuhuber finden wir erstmals wieder genaue Temperaturangaben vom heimatlichen Standort in San Luis. „ Der stete Wind und die verhältnismäßig große Kälte von bis zu minus 15 ° C im argentinischen Winter läßt sie geschützte Habitate am Rand von Felsbändern suchen. „
Bei G. andreae kann also nur aufgrund von weiteren Temperaturforschungen an den bekannten Standorten und den darüber vorliegenden meteorologischen Angaben auf Winterverträglichkeit geschlossen werden.
Gymnofan ( Fortsetzung folgt, Text zu lang)