Selenicereus

Guten Abend Gast. Schön, dass Sie mal hereinschauen! Einen angenehmen Aufenthalt wünscht das "Sukkulentenforum"-Team.
  • Ist ja nett, dass du dich auch mal wieder hier blicken lässt. :)


    Deinen Selenicereus grandiflorus var. lautneri darfst Du sogar ruhigen Gewissens als Selenicereus grandiflorus subsp. lautneri anreden. Sogar Anderson und Co. erkennen hier die eigene Unterart an und das will ja wirklich was heißen. Glückwunsch zu deinem Exemplar!


    Der Selenicereus wittii ist meiner Meinung nach nicht nur wegen seinem allgemeinen Erscheinungsbild oder seiner innovativen Samenverbreitung (extra große Samen mit luftgefüllten Testazellen zum Schwimmen) faszinierend. Allein die Blüten... Da muss ein Nachtfalter schon wirklich einen extrem langen Rüssel mitbringen!
    Durch die ungewöhnliche Samenverbreitungsstrategie bei Kakteen beschränkt sich das Vorkommen im zentralen Amazonien auf Überschwemmungswälder in Flussnähe. Dort wächst Selenicereus wittii dann an Baumstämmen etwa auf der Höhe der durchschnittlichen Hochwasserlinie. Hat was! Und sicher nicht unbedingt das, was man bei einem Kaktus so erwartet. ;)

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Hm, also als Säule würde ich Selenicereus anthonyanus (Syn. Cryptocereus anthonyanus) jetzt nicht bezeichnen, aber ich habe gesucht und nur den Beitrag in Säulen für den Selenicereus gefunden.
    Jedenfalls hat mein Crypto dieses Jahr tatsächlich zwei Knospen angesetzt, welche auch nach dem Schnuddelwetter draußen gut durchgehalten haben. Die erste Blüte ging am Montag auf, die zweite heute Abend.




    Die rostroten Verfärbungen an den Blättern sind leider ein fieser Sonnenbrand.


    LG
    Frauke

  • Was für ein Anblick! Definitiv schöner als die Königin der Nacht! Wow... :thumbup:

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  • Frauke, die ist ja einfach nur....bombastisch! Ist die wirklich so riesig, wie ich mir das vorstelle? 15cm Durchmesser, oder so 8o
    edit: gerade bei Wikipedia nachgeguckt, tatsächlich, die sind so groß.

  • Tolle rote Königin, Frauke! Sieht irgendwie noch viel exotischer aus als die der "normalen" Königin - mag aber auch daran liegen, dass die "normale" Königin einfach viel häufiger zu sehen ist.


    Anbei ein Foto einer meiner eher normalen Königinnen. Diese bringt mit 30 cm Länge und 25 cm Durchmesser aber immer die größten Blüten meiner Pflanzen hervor, und gestern war es mal wieder so weit. Das Merkwürdige: Nachdem ich die Blüten dieses Exemplars in den Vorjahren immer als duftlos empfunden und die Pflanze deswegen und auch wegen der Zahl ihrer Rippen und der kurzen Dornen immer als Prinzessin der Nacht (Selenicereus pteranthus) bestimmt hatte, duftete die gestrige Blüte! Sogar ziemlich intensiv, wenn auch nicht ganz so angenehm - eher so ähnlich wie eine Osterglocke. Also doch eine grandiflorus? Oder ein Hybrid? Mir ist es ein Rätsel, wie so etwas gehen kann. Sollte das vielleicht auch was mit Düngung o. ä. zu tun haben?

  • Sehr schön!
    Oft hängt die Duftintensität einfach nur vom Zeitpunkt des Schnupperns ab. Nachts können die Falter trotz der Blütengröße das leuchtende Weiß erst aus größerer Nähe erkennen, vorher muss ihnen der Duft den Weg weißen. Ab der Morgendämmerung kommen dann tagaktive Insekten zum Zuge, da muss nicht mehr so geduftet werden. ;)

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  • Ohne Selfie? 8| Hier gibt's grad mal kleine Wollbüschel - zu spät ausgeräumt.

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  • Vor ungefähr 10 Jahren habe ich einmal aus einer Laune heraus an einem Obststand eine gelbe Pitahaya (Frucht von Selenicereus megalanthus) erstanden und einige Samen ausgesät, die zuverlässig keimten. Von diesen Pflanzen habe ich zwei behalten, und eine davon blühte letzten Dienstag das erste Mal. Die Entwicklung der Knospe hatte zuvor ewig gedauert und am Ende hatte sich tagelang gefühlt so gut wie gar nichts mehr getan, so dass ich schon Zweifel hatte, ob sie sich überhaupt noch öffnen würde. Am Abend, als sie dann endlich doch aufging, war ich leider zunächst noch außer Haus, so dass ich sie erst später und schon voll erblüht vorfand - die ganze Wohnung duftete bereits. Die Blüte von S. megalanthus ist wirklich mega! Es geht noch größer als bei S. grandiflorus! Mit ca. 34 cm Länge und einem Durchmesser von 30 cm war es die größte Kaktusblüte, die ich bisher gesehen habe. Die weißen Blütenblätter sind deutlich länger und breiter als bei S. grandiflorus, und diese innere Krone öffnet sich auch noch deutlich weiter. Damit ergibt sich eine sehr ebenmäßige innere Blütenschale von der Größe einer Müslischüssel, die Blüte wirkt insgesamt massiver als bei S. grandiflorus. Die üppigen Staubblätter im Inneren der „Schüssel“ sind derart angeordnet, dass die Staubgefäße einen kleinen inneren und einen großen äußeren Kreis bilden, was ich sehr schön finde und mir so auch noch bei keiner anderen Kaktusblüte aufgefallen ist. Insgesamt füllen die Staubgefäße die Blüte ziemlich aus. Ich stelle mir vor, dass die Bestäuber dieser Blüten in der Natur (wohl Blütenfledermäuse und große Schwärmer) über und über eingepudert werden, wenn sie sich am Nektar bedienen. Anbei mal ein paar Fotos vom Mega-Blühevent, an dem ich mich kaum sattsehen und –schnuppern konnte. Leider konnte ich die offene Blüte nur mit Blitz fotografieren, weil ich wie gesagt erst so spät zu Hause war. Am nächsten Morgen war die ganze Pracht weitgehend vorbei.

  • Zum Glück hast du sie erwischt! Auf sowas kann man schonmal rund 10 Jahre warten - klasse! Schon sehr beeindruckend und aus eigener Aussaat zählt gleich doppelt. :thumbup:


    Wenn Fledermäuse die Bestäuber wären, dann würdest du sicher nichts von Duft schreiben... Zudem krallen sich Fledermäuse gerne beim Trinken an den Blüten fest, das würde die Blüte auch nicht aushalten. ;)

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  • Meines Wissens gibt es aber auch Blütenfledermäuse, die ähnlich wie Kolibris im Schwirrflug trinken. Ich hatte eigentlich gelesen, dass sowohl Blütenfledermäuse als auch Schwärmer für die Bestäubung sorgen. Warum sollten sich nicht auch Fledermäuse durch Duft anlocken lassen? Ich meine, für Fledermausblüten wäre das gar nicht mal so untypisch, dass sie intensiv riechen.
    Ich habe mich übrigens im Zusammenhang mit der großen Blüte gefragt, welcher Kaktus denn wohl die größte Blüte aller Kakteen hat. Irgendein Selenicereus oder Hylocereus könnte das ja schon sein, oder? Wer weiß vielleicht Genaueres?

  • Heute blüht übrigens auch eine S. grandiflorus bei mir, mit 2 Blüten, und da habe ich mal ein Experiment gewagt: Ich habe die bereits ziemlich schlaffe Blüte der S. megalanthus geöffnet und etwas Pollen auf die Narben der Königinnen übertragen. Keine Ahnung, ob Pollen noch 2 Tage nach der nächtlichen Blüte funktionieren und auch, ob so eine Hybride überhaupt möglich wäre. Ich bin jedenfalls gespannt, ob die Königin dann in nächster Zeit Früchte bildet. Falls ja, gebe ich gerne Samen ab.

  • Im Flug oder sie landen. Je nach Nektarangebot, Lust und Art. So sehen typische Fledermausblüten aus, mit extra stabiler Blütenröhre: Pilosocereus palmeri Und die Blüten duften sicher auch, irgendwie muss man ja in der Dunkelheit auf sich aufmerksam machen. Das ist so eine Mischung aus gammelnden Kohl, künstlichen Aromastoffen, alten Socken und Chemie. Recht interessant und ich find´s auch gar nicht so unangenehm - aber sicher nicht das, was man so allgemeinhin als Duft bezeichnet. ;)
    Wobei man natürlich nie ausschließen kann, dass auch mal eine hungrige Fledermaus Hallo sagt, aber speziell auf Fledermäuse sind diese Blüten definitiv nicht ausgelegt. Dort wo die Epiphyten im Geäst rumturnen, ist für kleine Falter sowieso mehr Platz als für große Fledermäuse.


    Ich hab keine Ahnung, welcher Kaktus die größten Blüten hat. Aber sowas ist sowieso irgendwie immer etwas relativ. Es ist ja sogar schwer zu sagen, welcher Kaktus der Größte an sich ist. Zumindest liest man diesbezüglich meist auch nur Blödsinn.
    Wenn allerdings jemand weiß, welche Blüten die größten sind: Immer her damit! Würde mich auch interessieren! Ziemlich arg sicher irgendwas epiphytisches.


    Dann mal eine erfolgreiche Bestäubung! :thumbup:

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  • Glückwunsch zu den tollen Pilosocereusblüten! Auf die muss man sicher auch so ein paar Jährchen warten, nehme ich an. Und: Ja, mit Muffgeruch, unkaputtbarem Blütenkelch und der Anordnung der Staubgefäße sind das Fledermausblüten. Das heißt aber nicht, dass alle Kakteen, die auf Fledermäuse als Bestäuber setzen, genau solche Blüten haben müssen. In einem Artikel über die Thematik der Fledermausblütigkeit von Weber & Steinicke (im Netz als pdf verfügbar) ist z. B. Hylocereus undatus als (inzwischen länger bekanntes) Beispiel für eine Fledermausblüte bei Kakteen genannt. Da dessen Blütenaufbau dem von vielen Selenis sehr ähnlich ist, vermute ich ganz stark, dass wohl viele der nächtlichen Riesenblüten von Selenicereus & Co auf Fledermäuse eingestellt sind. Diese Epiphyten wachsen zwar, wie Du erwähnst, im Geäst, aber doch mehr auf den dicken Ästen und weniger im dichten Blattgewirr, die Triebe mit den Blüten hängen teilweise in der Luft und die Blüten haben ihrerseits einen langen Kelch. Insofern sollte der freie Anflug für die (relativ kleinen) Blütenfledermäuse der Neotropis möglich sein.

  • ingrid: Glückwunsch zu Deiner schönen Königinnen-Blüte! Weil die Kronblätter relativ breit und die Staubgefäße relativ kurz sind und die Narbe sehr lange Fransen aufweist, und auch weil Du schreibst, dass die Blüte erst nach Mitternacht anfängt zu duften, vermute ich ganz stark, dass das kein S. grandiflorus ist, sondern eine andere Selenicereus-Art, was ich spannend finde. Könntest Du mal ein Foto der Triebe einstellen? Vielleicht ist ja herauszubekommen, um welche Art genau es sich handelt - die Blüte gefällt mir nämlich fast noch besser als die der "echten" Königin.

  • Sinnigerweise nehmen natürlich viele Blüten mehrere Bestäuber mit. Diese roten Blüten vieler Echinocereen sind ja auch typische Kolibriblüten, an welchen man im Habitat aber auch oft genug Insekten beobachten kann. Auch der Pilosocereus beispielsweise blüht je nach Temperatur gerne mal bis weit in den Nachmittag und ist dann auch für Insekten nicht uninteressant. Gerade wenn dann ab dem Vormittag der Nektar richtig aus der Blüte raustropft. Insofern wird so ein Selenicereus sicher auch gerne mal die eine oder andere Fledermaus mitnehmen, wenn er sich schon soviel Mühe gibt.

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  • Erst heute Nachmittag wieder, das klassische Beispiel: Ich hab den Hummeln mehrfach mitgeteilt, dass diese Pilosocereus-Blüten eindeutig für Fledermäuse gedacht sind und es hat sie einfach nicht interessiert. Der Nektar tropfte auf dem Boden und machte Flecken, während oben die Hummeln gierig versuchten soviel wie möglich davon aufzuschlürfen:


    Auch wenn Nachmittags der Eingang nicht immer leicht zu finden ist:


    Neben Nektar ist aber auch das Pollenangebot sehr groß, wie man unschwer erkennen kann:

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  • Hummeln sind lernfähig, jetzt sind sie nämlich schon früh am Morgen an den noch voll geöffneten Pilosocereus-Blüten im Einsatz:


    Aber um mal wieder zum eigentlichen Thread-Thema zurückzukommen: Die größten Blüten unter den Kakteen sind wirklich niemanden bekannt?

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