Aussaat madagassischer Euphorbien

Guten Tag Gast. Schön, dass Sie mal hereinschauen! Einen angenehmen Aufenthalt wünscht das "Sukkulentenforum"-Team.
  • Hallo,
    in diesem Jahr brachte ich mehr Samen aufs Substrat als in den Jahren zuvor, um Teilantworten auf die folgenden Fragen zu finden:


    Welche Temperaturen sind ideal für die Keimung?
    Wie gut keimen unterschiedlich alte Samen der gleichen Art?
    Welche Behandlung (Substrat, Wasser) brauchen die unterschiedlichen Arten nach erfolgter Keimung, eine einheitliche oder eine individuelle?
    Welchen Stand brauchen die kleinen Pflanzen um zu gedeihen?


    Antworten auf diese Fragen sollen mir (und vielleicht anderen Pflegern) helfen, madagassische Euphorbien erfolgreich auf dem Fensterbrett fortzupflanzen und zu kultivieren.


    Ein Vergleich mit einigen hier im Forum dokumentierten Aussaaten zeigt, dass meine diesjährige Aussaat als sehr überschaubar bezeichnet werden kann. Ich habe nicht viel Platz in meiner Wohnung. Die Fensterbretter sind vollgestellt. Ich erwarte nicht sofort Ergebnisse. Und die Probanden sind klein an der Zahl. Ich werde über mehrere Jahre hinweg aussäen müssen, um gut darstellbare Ergebnisse zu gewinnen.


    Einschränkungen: ich werde nicht verschiedene Keimmethoden vergleichen. Ich gieße von oben und staue nicht das Wasser von unten an.
    Entweder fallen die Samen durch unkontrolliertes Verschiessen aufs Substrat oder sie werden von mir kontrolliert geerntet und aufs Substrat in kleine Töpfe gelegt, wo sie ohne weiteres Zutun keimen sollen. Es kommen keine Anzuchthäuschen, Wärmematten usw zum Einsatz.
    Keimlinge oder Sämlinge, die unkontrolliert wachsen, wo sie wollen, werden behandelt wie die Pflanzen, in deren Topf sie wachsen. Sie müssen sich schnell anpassen. Entweder kommen sie mit den dort herrschenden Verhältnissen klar oder sie gehen ein. Durch dieses Vorgehen glaube ich mehr herausfinden zu können über geeignete Entwicklungsbedingungen für den Nachwuchs. Samen, die ich in kleine Töpfe gelegt habe, werden bis zur Keimung und kurz danach durch Sprühen mit Wasser versorgt. Später kommt die Gießkanne zum Einsatz.


    Teil 2 folgt in Kürze.


    Gruss,
    Norbert

    Einmal editiert, zuletzt von Norberto ()

  • Meine E. viguerii hat diesjahr auch wieder reichlich Samen produziert. Habe dies Jahr mal probiert direkt auf Seramis auszusäen,was wohl ganz gut geklappt hat. Im Normalfall muß ich leider auch mit dem harten kalkreichen Leitungswasser klar kommen,habe mir aber (habe kein Auto) ein 5 Liter Bottich bei Hellweg (Aquariumabteilung) Osmosewasser abfüllen lassen. Gerade die kleinen Pflänzchen reagieren besonders empfindlich auf Leitungswasser,deswegen behandel ich die Aussaaten mit Osmosewasser. Bei mir hat auch alles OHNE extra Heizung gekeimt.


    @ Norbert: wenn du die anderen Samen nicht loskriegst,sag mir noch mal Bescheid! Bei mir ist auch immer Platznot,aber ramena kann man sich doch nicht entgehen lassen( und das sage ich obwohl ich schon eine von dir habe) :D

  • Ich freue mich über das Interesse :) und setze den Thread leicht verspätet fort.


    Zweimal brachte ich Samen aufs Substrat: am 15. Juni und am 22. Juni (nur E. caput-aureum).
    Zur Aussaat liefere ich Informationen in dieser Reihenfolge: Artname, Kornanzahl, das Alter der Samen, gegenwärtige Keimquote, Keimzeit und Temperaturbereich.


    - Euphorbia aureoviridiflora x ? cp. (ich vergaß, welche Pflanze Pollen lieferte: E. ramena, E. perrieri, oder E. ankarensis?): 1 Korn, Mitte April, 100%, 12 Tage, 28 Grad
    - E. cap-manambatoensis: 3 Korn, Ende Mai, 100%, 10-12 Tage, 27-28 Grad
    - E. caput-aureum: 5 Korn, Mitte Juni, 100%, 9-12 Tage, 27 Grad
    - E. lophogona: 20 Korn (10 Korn im Extra-Topf und 10 Korn im Topf der Mutterpflanze), Ende April, 5%, 17 Tage (?), 27 Grad
    - E. neohumbertii: 4 Korn, Ende April, 100%, 6-12 Tage, 26-27 Grad
    - E. ramena: 5 Korn, Mitte/Ende Mai, 100%, 4-7 Tage, 26 Grad
    - E. sp. aff. moratii: 3 Korn, zwei davon Mitte März und das dritte Korn Mitte Mai, 33%, 12 Tage, 28 Grad
    - E. viguieri var. capuroniana: 4 Korn, Mitte April, 25%, 17 Tage, 27 Grad


    Von E. sp. aff. moratii keimte lediglich der frischste Samen. Der Keimling von E. lophogona entstand im Topf der Mutterpflanze. Durch unkontrolliertes Verschiessen entstand ein Keimling im Topf von E. ankarensis.


    Das folgende Foto entstand am 16. Juli. Es zeigt fast alle Keimlinge und daneben andere Sämlinge. Ursprünglich wollte ich das Foto im Thread Bilder von Euphorbia-Sämlingen posten.
    Zu sehen sind in der ersten Reihe E. ramena (links) und E. caput-aureum (rechts), in der zweiten Reihe E.aureoviridiflora ?, E. neohumbertii, E. viguieri var. capuroniana (links), E. cap-manambatoensis (mittig), E. neohumbertii (rechts an der Fensterscheibe, Aussaat April) und hinten in der Ecke E. perrieri var. elongata.



    Das zweite und dritte Foto zeigen den Keimling im Topf von E. ankarensis. Dem Aussehen nach ist es wohl eine E. neohumbertii. Das Pflänzchen wächst von Beginn an in einem sehr hellen Bereich des Fensterbretts. Der Stamm von E. ankarensis bietet dem Pflänzchen Schatten in der Mittagszeit. Dieser Keimling wächst etwas langsamer als seine Artgenossen, die durch kontrollierte Aussaat entstanden sind.



    Das letzte Foto in diesem Beitrag zeigt den E. lophogona-Keimling im Topf der Mutterpflanze. Dass bei mir bislang mehr Nachwuchs von E. lophogona im Topf der Mutterpflanze entstand als in Extra-Töpfen, kann ich nicht erklären.



    Gruß,
    Norbert

  • Norberto Vielen Dank für den tollen Beitrag :)


    Falls das noch kommt war ich zu voreilig ansonsten würde ich mich noch über Angaben bezüglich des Substrats freuen.


    Ist es rein mineralisch wie z.b. Lechuza oder auch mit Humusanteil vergleichbar mit Kakteenerde? Ausgesät wird ja einfach oberflächlich da Lichtkeimer ????

  • Meine E. viguerii hat diesjahr auch wieder reichlich Samen produziert.


    Glückwunsch zur erfolgreichen Aussaat von E. viguieri. Die Kleinen sind sichtlich fit. :thumbup: Keimten bei Dir alle Samen? Die Samen meiner E. viguieri var. ankarafantsiensis keimten fast immer zu 100%. Warum die Samen meiner E. viguieri var. capuroniana trotz gleicher Behandlung keimfaul sind, kann ich noch nicht erklären.


    Gerade die kleinen Pflänzchen reagieren besonders empfindlich auf Leitungswasser


    Vielen Dank für diesen interessanten Hinweis. :) Ich werde Osmosewasser ausprobieren. Möglicherweise ist das zu harte Leitungswasser der Grund dafür, dass bei mir der Nachwuchs von Caudex-Euphorbien oft zugrunde geht.


    Gruß,
    Norbert

  • Zu den Substraten der in Beitrag 4 dokumentierten Aussaat:


    - E sp. aff moratii (80% mineralisch, 20% Humus)
    - E. sp. caput-aureum (60% mineralisch, 40% Humus)
    - die anderen Arten (70% mineralisch, 30% Humus)


    Die Keimlinge von E. ramena und E. caput-aureum sind zunächst sehr fragil, kippen schnell um oder werden beim Gießen fortgeschwemmt, deshalb fülle ich das Substrat in den Aussattöpfen zunächst nicht bis zum Rand. Nach der Keimung fülle ich die Töpfe mit rein mineralischem Substrat (Caudexerde von Specks) bis zum Rand auf. So kann ich die Keimlinge ohne Mühe stabilisieren und ohne schädliche Nebenwirkungen von oben gießen.


    In diesem Jahr brachte ich die Kleinen eher in hellere Bereiche des Fensterbretts. E. ramena stellte ich nach etwa 2 Wochen direkt hinter die Fensterscheibe, E. caput-aureum und E. cap-manambatoensis nach 3 Wochen. Die anderen Sämlinge standen ab der vierten Woche in der zweiten Fensterbrettreihe. Alle werden von größeren Pflanzen leicht beschattet. Die Keimlinge von E. cap-manambatoensis, E. caput-aureum und E. neohumbertii, welche schnell an Höhe gewinnen, wachsen ruckzuck in Richtung Fensterscheibe, ihre Stämmchen werden krumm, oder sie fallen einfach um. Ihre Töpfe müssen deshalb in kurzen Zeitintervallen gedreht werden. So wachsen sie gerade in die Höhe und bekommen einen ansehnlichen Habitus.


    Auf den folgenden Fotos versuchte ich die bei mir herrschenden Lichtverhältnisse sichtbar zu machen.
    Das erste Foto entstand am 1. August gegen 11 Uhr. Links in der Ecke sind E. ramena-Keimlinge zu sehen, in der Mitte wachsen E. cap-manambatoensis-Pflänzchen, und rechts die Nachkommen von E. caput-aureum. Die E. cap-manambatoensis-Pflänzchen wachsen sehr krumm. Ich vergass, sie zu drehen. Zudem standen sie im oberen Bereich zu schattig. Eine Woche später stellte ich sie an einen anderen Ort, wo für sie nach oben mehr Raum bleibt, und wo es noch heller ist.



    Das zweite Foto machte ich am 4. August mittags von der anderen Seite.



    Am 12. August fotografierte ich die E. caput-aureum-Keimlinge von Nahem. Die leichte Behaarung Ihrer Blätter ist auf dem Foto erkennbar.



    Das letzte Foto zeigt den Stand der anderen Pflänzchen. Es entstand am 8. August, 11 Uhr.



    Es gab einen Abgang. Der Keimling von E. sp. aff. moratii vertrocknete. Er stand wahrscheinlich zu hell; zudem kam ich bei diesen Temperaturen mit dem Gießen nicht hinterher. Daneben war möglicherweise auch das harte Leitungswasser als Verursacher involviert. Auch der Keimling von E. lophogona darbt im Topf der Mutterpflanze, und steht scheinbar kurz davor zu vergehen.


    Gruß,
    Norbert

  • Danke Norbert, dass du doch noch auf meinen Beitrag reagiert hast,dachte schon, ich führe Selbstgespräche.
    Also die Aussaat von viguerii oder leuconeura ist nun nicht besonders schwierig,und die Keimrate ist doch sehr beachtlich. Also wenn 80 Prozent der Aussaat aufgeht bin ich schon sehr zufrieden. Es sind also auch bei mir nicht alle Samen aufgegangen,obwohl sie kurz nach der Ernte aufs Substrat kamen.


    Abseits von Euphorbia habe ich dieses Jahr auch 30 Adenia-Samen von Koehres geholt,und lediglich drei Stück sind gekeimt. Nun weiß man natürlich nicht wie lange die dort schon gelagert wurden,deswegen kann ich doch mit der Keimrate meiner eigenen Ernte sehr zufrieden sein.


    Ansonsten sind dieses Jahr nur eine kleine labatii und longituberculosa hinzu gekommen. Ach und eine kleine lignosa ist noch unterwegs.


    Die Aussaat von E. ramena hätte ich gern versucht,da deine Pflanze leider durch zu viel Nässe am Wurzelhals verfaulte. Ich habe mich so geärgert, dass ich das nicht mitbekommen hatte,weil sie in meinen kleinen Dschungel auch "eingebuddelt" war.
    Naja auch Missgeschicke gehören zum Lernen(Das mache ich nie wieder und so). Mal sehen ob ich nochmal bei ebay oder so etwas organisieren kann. Die Händler aus Ungarn habe manchmal schöne Sachen,obwohl dann die Versandkosten meist höher sind als die Pflanze gekostet hat.

  • Danke Norbert für die Fortsetzung.. ich lese interessiert auch wenn ich manchmal vergesse zu kommentieren. Vielen Dank, dass Du uns teilhaben lässt :)

  • Ausgesät wird ja einfach oberflächlich da Lichtkeimer


    Ja, es sind Lichtkeimer. Sie keimen teilweise auch im Substrat ohne Licht. Das konnte ich feststellen, als ich aus Versehen mehrere Samen im Substrat verbuddelte. 8o


    Also wenn 80 Prozent der Aussaat aufgeht bin ich schon sehr zufrieden.


    Das bin ich auch. Zudem plagt mich immer die Frage, was mache ich später mit dem Nachwuchs? Je mehr Nachkommen ich erzeuge, desto mehr Verantwortung lastet mir auf den Schultern. :pinch:
    Herzlichen Glückwunsch zum Erwerb der E. labatii. Ich hoffte, Dich mit Samen von E. labatii zu beglücken, doch leider kam deren Produktion bislang noch nicht in Gang.


    Die Aussaat von E. ramena hätte ich gern versucht,da deine Pflanze leider durch zu viel Nässe am Wurzelhals verfaulte. Ich habe mich so geärgert, dass ich das nicht mitbekommen hatte,weil sie in meinen kleinen Dschungel auch "eingebuddelt" war. Naja auch Missgeschicke gehören zum Lernen(Das mache ich nie wieder und so). Mal sehen ob ich nochmal bei ebay oder so etwas organisieren kann. Die Händler aus Ungarn habe manchmal schöne Sachen,obwohl dann die Versandkosten meist höher sind als die Pflanze gekostet hat.


    Kauf bloß nicht bei den ungarischen Händlern. :rolleyes: Ich schicke Dir eine PM.


    Auf den folgenden Fotos zeige ich den gegenwärtigen Zustand meiner Aussaaten.


    Euphorbia cap-manambatoensis



    Euphorbia caput aureum



    Euphorbia neohumbertii, E. viguieri var. capuroniana, E. aureoviridiflora x ?



    Euphorbia ramena



    Euphorbia neohumbertii (April-Aussaat)



    Gruß,
    Norbert

  • Ein herbstliches Update meiner diesjährigen Aussaat:


    der kleine E. lophogona-Keimling ist vertrocknet.
    Es gab keine weiteren Abgänge. Der Nachwuchs entwickelte sich ansprechend. Ich fand beim Putzen Ende September ein Samenkorn in einem Übertopf. Aus Neugier legte ich ihn in den Topf, der Sämlingen verschiedener Arten als Lebensraum dient. Vor drei Tagen keimte dieser Samen. Nun bin ich sehr gespannt auf das sich entwickelnde, noch unbekannte Pflänzchen.


    Beim Fotografieren gab ich mir große Mühe, der Schönheit der Kleinen gerecht zu werden. Alle durften vor dem schwarzen Hintergrund posieren.


    Beim ersten und zweiten Foto experimentierte ich. Gegenwärtig erkunde ich das Feld der "Stereofotografie". :D Auf den Fotos sind im linken, runden Topf zwei größere Euphorbia neohumbertii-Pflänzchen zu sehen, welche Ende April / Anfang Mai auf die Welt kamen. Daneben, im viereckigen Topf, befinden sich Pflänzchen, die Ende Juni keimten: Euphorbia neohumbertii, E. viguieri var. capuroniana, E. aureoviridiflora x ?, und der oben genannte, namenlose Keimling. Der Größenunterschied der E. neohumbertii-Pflänzchen, welche sich sowohl im linken als auch im rechten Topf befinden, ist beträchtlich. Ich lerne daraus, dass die Aussaat von madagassischen Euphorbien so früh wie möglich im Jahr erfolgen sollte, denn kräftigere Sämlinge haben größere Chancen die Ruhezeit heil zu überstehen.



    Die folgenden zwei Fotos zeigen die gleichen Töpfe in Soloform. Sie sollen die Schönheit der Kleinen ins rechte Licht rücken.



    Der Nachwuchs von Euphorbia cap-manambatoensis zeigt seine wunderschön rotgefärbten Blattunterseiten.



    Die Stämmchen der Euphorbia caput-aureum-Rasselbande sind dicker geworden. Die Blätter, welche mit feinen Härchen ausgestattet sind, gefallen mir besonders.



    Last but not least zeige ich den Euphorbia ramena-Nachwuchs. Kleine rote Härchen zieren bereits das Sprossende der kleinen Pflanzen. Die Pflänzchen, die sonniger stehen, sind kleiner als jene, die etwas schattiger stehen. ;)



    Gruß,
    Norbert

  • Für die ersten Stereo-Experimente schonmal sehr gelungene Resultate. Das lenkt ja fast schon von der hervorragenden Entwicklung der Kleinen ab!
    Für die lange, heikle winterliche Ruhezeit ist ein Maximum an Biomasse immer von Vorteil.

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Im Jahr 2021 war ich geistig und körperlich größtenteils abwesend; zu viele Probleme standen an und mussten gelöst werden. Trotz allem fand ich ein wenig Zeit und Muße für die Produktion kleiner Samenmengen und nebenbei auch für eine kleine Aussaat.


    Im Mai erntete ich erstmals fünf Samen von meiner dicken und großen Euphorbia ankarensis. Diese Samen brachte ich kurz darauf aufs Substrat. Nur ein Samen keimte nach etwa drei Wochen. Das Wetter spielte nicht mit. Es gab kaum Perioden, in denen die Temperaturen eine längere Zeit über 26 Grad lagen, welche für die Keimung günstig sind. Kurz darauf erntete ich Samen von Euphorbia pachypodioides. Ich brachte fünf von ihnen aufs Substrat. Nach etwa zwei Wochen keimten drei. Die verblieben zwei Samen keimten nicht.

    So wuchsen in dem Aussaattöpfchen lediglich vier Pflanzen heran.



    Im Juni war meine E. guillauminiana in voller Blüte und ich bemühte mich, artreinen Nachwuchs dieser Pflanze zu produzieren. Doch meine Bestäubungsversuche blieben erfolglos. Schließlich standen nur noch männliche Scheinblüten zu Verfügung, welche reichlich Pollen bildeten. Einem Impuls der Verzweiflung folgend, bestäubte ich mit ihm Scheinblüten von E. caput-aureum. Und, siehe da, E. caput-aureum produzierte vier Samen. Jene Hybrid-Samen brachte ich Ende Juni aufs Substrat. Alle keimten geschwind, binnen einer Woche.



    Ende Juli brachte ich 10 Samen von E. lophogona aufs Substrat. Sechs von ihnen keimten erst Mitte Oktober. Da ich jedoch zu dieser Zeit in den Urlaub fuhr, konnte ich mich nicht als Pfleger den Keimlingen widmen. Alle Keimlinge vergingen mangels Wasser vor und nach meiner Wiederkehr.

    Rückschläge wurde kompensiert durch Selbstaussaaten. Ein Samen von E. ankarensis hüpfte von mir unbemerkt aus dem Samenauffangtütchen in den Topf von E. annamarieae, und entwickelte sich dort zu einem prächtigen Sämling. Das Gleiche passierte bei der Ernte der Hybrid-Samen. Ein Samen entkam und keimte im Topf von E. moratii Lawant. E. neohumbertii schoss Samen unkontrolliert durch die Gegend. Dabei erzielte sie drei Treffer. Ein Samen landete im Topf von E. gottlebei, ein anderer im Topf von E. sp. mahafalense. Wo der dritte E. neohumbertii-Sämling entstand ist mir entfallen. Er verging.


      


     



    Im September traf ich eine Entscheidung, wo ich meine Sämlinge pflegen werde. Ich räumte das Fensterbrett im Badezimmer, und stellte dort nahezu alle vorhandenen, aus den vorangegangenen Jahren stammenden Sämlinge auf. Ich denke, dieser Ort ist für deren Pflege perfekt. So kann ich meinen Pflänzchen ein relativ breites Licht bieten: wenn die Sonne im Osten aufgeht, reflektieren die dem Fenster gegenüberliegenden Neubauten das Licht. Und Nachmittags scheint die Sonne direkt in das Fenster.



    Die in diesem Beitrag verwendeten Fotos entstanden im September 2021.


    Gruß Norbert

  • Was aus den Sämlingen von 2021 geworden ist, möchte ich in diesem Beitrag zeigen.

    Alle Sämlinge überlebten die Ruhezeit.


    Ende Mai entstand dieses Foto. Es zeigt das Aussaattöpfen, in dem vier Pflänzchen entstanden: eine E. ankarensis und drei E. pachypodioides.



    Diese Pflänzchen vereinzelte ich Mitte Juni. Anfang Juli machte ich ein Foto von E. pachypodioides.



    Eine schöne Entwicklung zeigte, E. ankarensis, die sich im Topf von E. annamarieae breitmachte. Dies belegt ein Foto, welches Ende Mai entstand.



    Euphorbia caput-aureum x guillauminina hat ein interessantes Erscheinungsbild. Vier der Hybride sind ihrem Papa ähnlich. Das Foto schoss ich Anfang Juli.



    So präsentierte sich der Nachwuchs auf dem Badezimmerfensterbrett Anfang Juni. Ich konnte zwischenzeitlich ein paar Pflanzen abgeben.



    Eine Überraschung bot Euphorbia iharanae, die aus der Aussaat von 2020 stammt. Sie blühte erstmalig und produzierte bereitwillig Samen.



    Gruß Norbert

  • Aussaat 2022


    In diesem Jahr ist alles anders. Manche Probleme haben sich in Luft aufgelöst und das Wetter war für die Vermehrung madagassischer Euphorbien ideal. Mein für 2022 gestecktes Ziel, hauptsächlich andere Arten als bisher zu vermehren, konnte ich erreichen.


    Ende Oktober erntete ich zum ersten Mal Samen von Euphorbia millotii. Ich beschloss, diese erst 2022 auszusäen. Sechs Monate nach deren Ernte, Ende April, brachte ich die Samen aufs Substrat. Ich rechnete damit, dass unter Umständen kein einziger dieser Samen keimt, weil mehr als sechs Monate alte Samen schlechtere Keimquoten haben.

    Arten, die E. millotii ähneln, säe ich gewöhnlich in einem Substrat aus, welches auch Humus enthält. Diesmal entschied ich mich für ein rein mineralisches Substrat. Ich bereute meine Entscheidung nicht.

    Nach zwei Wochen, als das Wetter erstmalig höhere Temperaturen bescherte, keimte der erste Samen. Eine Woche später ein zweiter und kurz darauf zwei weitere. So sah das Ganze Ende Mai aus:



    Knapp drei Wochen später:



    Vor drei Tagen kam in diesem Topf ein neuer Keimling zum Vorschein. Ich denke, es ist ein weiterer Keimling von E. millotii.


    In dem gleichen Topf säte ich Anfang Juni noch zwei Samen von E. pachypodioides und einen Samen von der roten E. leuconeura aus. Die rote E. leuconeura gleicht nicht der E. leuconeura, welche häufig anzutreffen ist. Sie verschiesst selbständig sehr, sehr selten Samen, wenn überhaupt. Auf Befruchtung von Hand reagiert sie eher widerwillig, und produziert kaum Samen. Das erklärt wohl, warum diese Pflanze sehr selten gepflegt wird, und so gut wie nie in den Handel kommt. Alle drei Samen keimten binnen zwei Wochen. Das Foto entstand Anfang Juli:



    Mitte Juni brachte ich in einem Extratopf aus:

    3 Samen von Euphorbia sp. aff. alfredii

    3 Samen von E. aureoviridiflora var. nova

    2 Samen der roten E. leuconeura

    3 Samen von E. pachypodioides


    Ende Juni fand ich auf einem Fensterbrett einen Samen, wahrscheinlich von E. pachypodioides. Ich warf ihn zu den anderen in den Topf. Und ich fand zwei weitere Samen auf dem Fensterbrett des Schlafzimmers (möglicherweise von E. ankarensis). Auch diese wanderten ins Töpfchen. Ich kann nicht sagen, welche Samen von welcher Art zuerst keimten. Viele keimten gleichzeitig. Zuerst keimte wohl ein Samen von E. sp. aff. alfredii, fünf Tage nach der Aussaat. Für diese Aussaat verwendete ich ein neues humoses Substrat, welches meine Hoffnungen mehr als übertraf. Alle Samen keimten in diesem Topf. Wenn ich mit der Gießkanne gieße, kippt kein Keimling um und kein Keimling wird fortgeschwemmt. Die Temperaturen waren einfach ideal. Ab 28 Grad gabs kein Halten mehr. Nur ein Keimling ist zu schwach, um ein Pflänzchen zu werden.


    Diese Fotos zeigen die Entwicklung. Sieben Tage nach der Aussaat:



    Das Foto machte ich 17 Tage später (nach dem ersten Foto):



    Zum Abschluss zeige ich das Licht, in welchem die Kleinen zur Welt kommen und gedeihen. Am Vormittag sind sie hinter der Fensterscheibe teilweise direkter Sonne ausgesetzt.



    Gruß Norbert

  • Auch von mir besten Dank für den ausführlichen Bericht! Und Glückwunsch auch zur erfolgreichen Aussaat der "Roten", so macht das auch Freude!

    Und etwas Humus hat wohl bei den meisten Aussaaten noch nie gestört. :)

    "Man vermeide, wenn man sich schon mit Kakteen befassen will, jede Art von Humor und Toleranz." - Glossen-Autor aculeatus in der Stachelpost 1969

  • Hallo Norbert,

    ich lese den Bericht erst jetzt und freue mich sehr, dass Du ausführlich berichtest. Vielen Dank dafür.


    Ich hoffe, dass es in Ordnung ist, dass ich meine Erfahrung hier einbringe. Von den 6 Samen der E. pachypodioides sind nach einer Woche 4 gekeimt und die beiden anderen sehen gut aus (in der Vergrößerung vor dem Namensschild und im linken, oben Teil des Bildes zu sehen).

    Die durchschnittliche Temperatur lag definitiv unter 26°C, da der Raum nicht geheizt wird und jetzt im September am Morgen so um die 19°C "warm" ist. Aber der Topf ist mit Frischhaltefolie abgedeckt und steht hinter anderen Pflanzen am Südfenster. Unter der Folie werden die Temperaturen bei Sonnenschein zeitweilig mit Sicherheit auch über 28°C erreicht haben.


    Ich freue mich, dass sie gekeimt sind und bin gespannt wie sie sich entwickeln werden.


    Viele Grüße vom TOM

  • Die Pflege von Euphorbia guillauminiana stellt für mich eine große Herausforderung dar. Diese Pflanze ist ein Sensibelchen, deren Bedürfnisse nicht einfach zu erkennen und zu erfüllen sind. Nach drei vergeblichen Versuchen, konnte ich ein zwei Jahre altes Exemplar, das – als es zu mir kam - keine Schönheit war, bei mir auf dem Fensterbrett erfolgreich etablieren. Meine E. guillauminiana ist nun acht Jahre alt. Sie blühte im Jahr 2021 das erste Mal von Juni bis August. In diesem Jahr blüht sie seit Mai bis jetzt. Die Bestäubung ihrer unscheinbaren Scheinblüten blieb lange erfolglos. Erst in diesem August bildeten sich Früchte. Am 23.8. konnte ich zwei Samen und zwei Tage später einen weiteren Samen ernten. Diese Samen sind viel größer als die Samen anderer madagassischer Euphorbien, welche ich bislang erntete. Zur Veranschaulichung des Größenunterschieds fotografierte ich einen E. guillauminiana-Samen gemeinsam mit Samen von zwei anderen Euphorbien. Von links nach rechts sind Euphorbia guillauminiana, E. leuconeura und E. pachypodioides zu sehen.



    Am 23. August brachte ich die frisch geernteten zwei Samen von E. guillauminiana aufs Substrat. Noch nie wagte ich eine Aussaat so „spät“ im Jahr. Der Sommer verabschiedete sich langsam und die Temperaturen fielen in meiner Wohnung. Die ersten vier Tage lag die Temperatur zwischen 26 und 27 Grad, die Tage danach bei 24 bis 25 Grad Celsius. Aufgrund der tiefen Temperaturen rechnete nicht damit, dass die Samen keimen, und erwarb aus Frust einen jungen Sämling dieser Art käuflich. Den wollte ich mit meinen ein Jahr alten Hybriden (E. caput-aureum x guillauminiana) vergleichen. Doch es kam anders als von mir erwartet. Knapp zehn Tage nach der Aussaat traute ich meinen Augen nicht. Ein Samen von E. guillauminiana keimte.



    Der andere Samen regte sich nicht. Doch, auf diesem saß ein fieses Würmchen, welches sich an ihm labte. Das passt ja, dachte ich, und musste im Töpfchen Gift ausbringen. Ob Keimlinge von E. guillauminiana das Gift vertragen, wusste ich nicht. Ich musste handeln, und hatte schließlich Glück. Die Schädlinge verschwanden, und der Keimling wuchs heran. Bevor er sich aufrichtete bohrte er sich recht tief in den Boden.



    Als er in die Höhe wuchs, kam ich erneut ins Staunen. Der Keimling war binnen zehn Tagen viel größer als meine 10-12 Wochen alten Sämlinge. (Er wurde in etwa so groß wie Keimlinge von manchen Jatropha-Arten.)



    Warum das so ist, kann ich nur vermuten. E. guillauminiana wächst in einem heißen und trockenen Gebiet, in einem recht flachen Gelände, nicht beschattet. Möglicherweise braucht der ungeschützt wachsende Keimling von Beginn an große Energiereserven, um der Hitze und Trockenheit widerstehen zu können.


    Ein paar Tage später wurde es noch einmal kurz warm in meiner Wohnung. Das Thermometer kletterte auf 26 Grad. Kurz darauf regte sich wieder etwas in meinem Aussaattopf. Der zweite Samen von E. guillauminiana keimte.



    Binnen sieben Tagen richtete sich der zweite Keimling auf.


      


    Die erste Etappe ist geschafft. Nun müssen die kleinen E. guillauminiana-Pflänzchen gesund die Ruhephase überstehen. Den dritten Samen säe ich nächstes Jahr aus.



    Gruß
    Norbert